Umweltschutz: Die Grenzwerte-Diskussion

Kraftwerk-Abgase Luftverschmutzung

Nachdem Politik und Wirtschaft jahrelang in Sachen Umweltschutz untätig waren und ausschließlich der Gewinnoptimierung bei maximaler Ausnutzung von Gesetzeslücken gefröhnt haben, rächt sich dies aktuell mit den ersten gerichtlich verordneten Fahrverboten in deutschen Innenstädten.

Da sind Autohersteller und Politiker hocherfreut über Zeitgeister, die sich selbst zum einzig wahren Experten für Luftschadstoffe ernennen und sowohl die vom Gesetzgeber festgesetzten Grenzwerte der Gifte in Frage stellen als auch die Positionen der Luft-Messstationen in den Städten.

Der bekannte Fernsehjournalist und Buchautor Franz Alt hat hierzu recherchiert und am 26. Januar 2019 einen Kommentar auf seiner Webseite sonnenseite.com veröffentlicht, hier nachfolgend als Zitat wider gegeben:

Der Streit um die Grenzwerte

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumatologie (DGP), also der Zusammenschluss von Lungenexperten, hat 4.000 Mitglieder. Von ihnen haben jetzt 110 behauptet, die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide seien zu streng und außerdem willkürlich. Es gebe nämlich „keine relevante Gefährdung bei einer geringen Überschreitung der Werte für Stickoxide und Feinstaub“. Ein Kommentar von Franz Alt

Wer anderer Meinung sei, habe „keine Ahnung“ oder sei „ideologisiert“. Der Wortführer der Grenzwertkritiker ist der 70-jährige Pneumatologe Professor Dieter Köhler, früher Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumatologie. Über sich selbst schreibt Köhler: „Ich gehöre zu den wenigen Experten in diesem Bereich“.

Der selbsternannte Experte übersieht schlicht, dass weltweit tausende andere Experten zu anderen Schlüssen kommen als er: Zum Beispiel die Experten der Weltgesundheitsorganisation, WHO, oder Lungenfachleute, welche der EU zu strengen Grenzwerten geraten haben  oder auch der Direktor des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum in München Professor Holger Schulz, der mehrere Studien über die Gefahren durch Luftverschmutzung geleitet und publiziert hat.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung kommt Schulz zu dieser Erkenntnis: „Wir haben es mit einem enormen Gesundheitsproblem zu tun, das praktisch jeden einzelnen Bürger betrifft…Das lässt sich nicht wegdiskutieren“.

Die Deutschen verlieren jedes Jahr 600.000 Lebensjahre wegen zu hoher Luftverschmutzung, so Schulzes Berechnungen. Die Folgen seien Lungenkrebs, Infarkt und Schlaganfall. Außerdem gebe es einen Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und Krebs sowie Demenz. Viele Behauptungen seines Kollegen Köhler würden einfach nicht stimmen.

Schulz fasst zusammen: Von Feinstaub und Stickoxiden gehen große gesundheitliche Gefahren aus. Also nur Streit zwischen Ideologen und Gegenideologen? Streit zwischen Experten wie er oft unter Wissenschaftlern ausgetragen wird?

Journalistisch fällt auf, dass einige Presseorgane wie die Bild-Zeitung aus einigen Lungenfachleuten gleich „die“Lungenfachleute gemacht haben, die auf Köhlers Seite stünden. Das der Auto-Lobby nahe stehende Bundesverkehrsministerium, seit Jahren unter CSU-Herrschaft, jubelte über Köhlers Befund so wie der grüne Verkehrsminister in Baden-Württemberg die Befunde von Schulz verteidigt. Also was nun?

Der Experte Köhler verstieg sich zu einem verräterischen Vergleich: Die angebliche Ungefährlichkeit von Feinstaub und Stickoxiden sei vergleichbar mit der Ungefährlichkeit des Rauchens. Köhler: Junge Raucher fallen doch auch nicht nach einem halben Jahr tot um. Warum ignoriert der Experte die wissenschaftlich nachgewiesenen langfristigen Folgen des Rauchens? Macht er dasselbe bei Feinstaub und Stickoxiden?

Schulz dazu: „Bei einem jungen, gesunden Raucher sehen wir sehr wohl detailliert Entzündungszeichen in der Lunge und im Blut – das ist beim Zigarettenrauchen ähnlich wie bei Feinstaub und Stickoxiden“.

Europa - WHO - Menschlichkeit

Jenseits aller Ideologien

Fakt ist, dass die Zigarettenindustrie über viele Jahre mit gekauften Gutachten und mit Erfolg verhindert hat, dass die Politik offensiv gegen das Rauchen vorgegangen ist. So ähnlich wie heute die Zuckerindustrie. Das Ergebnis dieses Politikversagens sind hunderttausende Tote. Dass Rauchen gesundheitsschädlich, ja sogar tödlich ist, steht heute sogar auf Millionen Zigarettenschachteln. Selbst ein passionierter Kettenraucher wie Helmut Schmidt konnte die heutige wissenschaftliche Mehrheitsmeinung über die Schädlichkeit des Rauchens nicht erschüttern.

Der Autor

Franz Alt

Geburtsjahr:
Jahrgang 1938

Studium:
Politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie, Theologie
1967  Promotion – Dissertation über Konrad Adenauer

Tätigkeiten:

1968
Redakteur u. Reporter beim Südwestrundfunk

1972-1992
Leiter u. Moderator des politischen Magazins “Report”

seit 1992
Leiter der Zukunftsredaktion “ZEITSPRUNG” im  Südwestrundfunk und

seit 1997
Leiter des Magazins “QUER-DENKER” in 3SAT

bis  2003
Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „GRENZENLOS“

ab  2003
schreibt Franz Alt Gastkommentare und Hintergrundberichte für über 40 Zeitungen und Magazine, hält weltweit Vorträge und berät Konzerne und Regierungen in Energiefragen auf der ganzen Welt.

Die Arbeiten von Redner Franz Alt wurden mehrfach prämiert, u. a. mit dem Adolf-Grimme-Preis, der Goldenen Kamera, dem Europäischen Solarpreis 1997, dem Umwelt-Online-Award, dem Menschenrechtspreis AWARD 2003, dem Umweltpreis der Deutschen Wirtschaft 2004, Die Goldene Blume von Rheydt 2007 sowie dem World Wind Energy Award 2017

Als Autor einer ganzen Reihe an Büchern plant Franz Alt den Einstieg in eine “solare Weltrevolution”. Dabei wurden seine Werke mehrfach prämiert. Er ist ein sehr gefragter Vortragsredner und Experte zu den Themen Sonnenstrom, Klimawandel, Klimapolitik, Treibhauseffekt, erneuerbare Energien, Ökologie sowie Frieden und Menschenrechte.

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Die Feinstaubplakette

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