Mehr Klimaschutz durch Holzhäuser?

Holzhaus

Eine neue IGS-Garbsen in Holzbauweise?

Präambel: Respektlose Politiker

Geraume Zeit gibt es zum einen in Garbsen eine sogenannte “Rathausaffäre” um Personalfragen im Baudezernat, über deren Hintergründe die Bürger andeutungsweise bis gar nicht informiert sind, und über die in diesem Beitrag auch weder recherchiert noch berichtet werden soll.

Und zum anderen besitzt Garbsen die größte IGS Integrierte Gesamtschule in Niedersachsen, deren bauliche Substanz so marode ist, dass sie gutachterlich aus Kostengründen einem Neubau Platz machen sollte.

Unter anderem mit diesen zwei Themen befasst sich auftragsgemäß auch der Garbsener Stadtrat. Der CDU-FDP-Fraktionsleiter Heinrich D. begegnet in der Diskussion um die Rathausaffäre den Argumenten der Opposition mit der Aussage “Die Grünen haben nicht alle Tassen im Schrank!” und entgegnet dem Argument und Antrag der Grünen durch Fraktionsleiter Darius P., die neue IGS aus Holz bauen zu wollen, diese Idee sei “albern”. Die hiesigen Medien berichteten dazu. – Doch auch Darius P. ist kommunikativ kein Musterknabe. Vielen Garbsenern dürfte in Erinnerung sein, wie er oftmals gegen den vorherigen SPD-Bürgermeister Garbsens H. verbal tief unterhalb der Gürtellinie geschossen hat.

Da wird berechtigterweise von vielen Politikern mangelhafter Respekt der Bürger für ihren Einsatz für die Allgemeinheit beklagt, wenn Politiker Kritik, Morddrohungen und Schlimmeren ausgesetzt sind. Andererseits gibt es leider eine Vielzahl von Beispielen aus der Politik, wo gegenseitige respektlose Anmerkungen eher an der Tagesordnung sind als sachliche oder wissenschaftlich begründete Diskussionen.

Gerade und besonders im Hinblick auf das aktuell angesagte Thema Klimaschutz scheint mir das Thema “Holzbauweise für eine neue IGS Garbsen?” einer sachlichen Erörterung wert. Unsere Jugend aus “Fridays for Future” würde dem wohl zustimmen. Gegenseitige verbale Schmähungen dienen niemanden!

Holzhochhaus in Norwegen
Holzhochhaus in Norwegen – Foto: Moelven

Holzhäuser für Großprojekte?

In unserer Landschaft sind Holzhäuser eher die Ausnahme. Es überwiegen hier Bauten aus Stein und Beton. Vereinzelt gibt es Holzbauten für Einfamilienhäuser. Holzhäuser sind uns hier vornehmlich aus dem skandinavischen Raum bekannt. Doch gibt es auch Großbauten, die dem Raumbedarf der größten IGS Niedersachsens angemessen wären?

Ja, es gibt sie! Nicht nur ein Bürohochhaus in Holzbauweise in Norwegen stand aktuell im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Das Holzhochhaus steht in Brumunddal und ist ganze 85,4 Meter hoch. Auch deutsche Architekten können Holzbau, wie es der alnatura-Campus aufzeigt, das neue Gebäude der Alnatura-Gruppe in Darmstadt.

Damit erscheint der Platzbedarf einer neuen IGS Garbsen in Holzbauweise in jedem Fall realisierbar. Doch würde diese Holzbauweise auch einen Vorteil für den Klimaschutz erbringen? Die Herstellung von Zement und Beton für konventionelle Steinbauten generiert jährlich Milliarden Tonnen von CO2 , welche zugunsten des Klimaschutzes zu minimieren wären.

Alnatura-Campus
Alnatura-Campus – Foto: alnatura.de

Klimaschutz durch Holzbauweise?

Der Wald ist ein natürlicher Kohlenstoffspeicher: Ca. 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind derzeit in deutschen Wäldern gespeichert. Ein Hektar Wald bindet jährlich ca. 13 Tonnen CO2. Der Wald entzieht durch die Photosynthese auf natürliche Art und Weise das Kohlendioxid aus der Atmosphäre.

Der Kohlenstoff bleibt hierbei dauerhaft gebunden oder besser gesagt gespeichert. Holzwerkstoffe speichern CO2 langfristig: Jedes Holzprodukt – ob Brettschichtholz, OSB-Platten, ganze Häuser aus Holz, Möbel oder Parkett- und Laminatböden – alle binden Kohlenstoff, den die Bäume der Atmosphäre einst entzogen haben. Aus globaler Sicht ist es also sinnvoll, ein Maximum an CO2 langfristig in Gebäuden einzulagern, um damit aktiv zum Klimaschutz beizutragen.

Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für andere Baustoffe verwendet wird, reduziert die CO2-Emissionen in der Atmosphäre um durchschnittlich eine Tonne.

Die Potenziale, die im ältesten Baustoff der Welt stecken, sind in Hinblick auf den Klimaschutz signifikant und wurden kürzlich erst von der Uni Bochum bestätigt. Diese umfassende Studie wurde im Rahmen des Waldklimafonds vom Bundesministerium für Umwelt, Natur, Bau- und Reaktorsicherheit gefördert.

Energieeffizienz durch Holzbau?

Neben den konstruktionstechnischen Vorteilen hat Holz außerdem ausgezeichnete Dämm- und Isoliereigenschaften. Alternative Energie-Konzepte wie Null-Energie- oder Passiv-Häuser sind bei beiden Bauweisen problemlos umsetzbar.  Bei der Holzbauweise wird meist mit nachhaltigen Dämmstoffen wie Flachs, Hanf, Holzfaser, Holzwolle oder Zellulose gearbeitet, welche auch von vielen Kommunen gefördert werden.

Holzhaus
Holzhaus: Energieeffizienz und Wohngesundheit – Foto: thoma.at

Wohngesundheit durch Holzbauweise

Holz ist (wohn)gesund! Der Baustoff Holz lässt auch Allergiker aufatmen, denn Holz und Holzwerkstoffe sind extrem wohngesunde, emissionsarme Baumaterialien.

In Bezug auf Nachhaltigkeit und Ökologie ist besonders hervorzuheben, welchen positiven Einfluss Holz auf das Raumklima hat: Die als Bioklima bezeichneten atmosphärischen Umwelteinflüsse wirken auf unseren Körper und haben damit positive, wie nachteilige Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit. Holz weist hier signifikant positive Werte auf, die es zu einem absolut wohngesunden Baustoff machen. Eine Studie des Netzwerkes Holzcluster Steiermark und des Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung belegt, dass Schüler in hölzerner Umgebung besser lernen, eine niedrigere Herzfrequenz haben und sich wohler fühlen.

Bild Klassenzimmer
Klassenzimmer aus massivem Holz (links) und ein kontrolliertes Klassenzimmer (rechts) – Foto: HRI

Holz wirkt außerdem feuchtigkeitsregulierend und nimmt Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt diese bei trockener Luft wieder ab. Offenporiges Holz kann sogar Schadstoffe binden, Luft filtern und auf diese Weise das Raumklima verbessern. Des Weiteren lädt sich Holz nicht elektrostatisch auf, zieht deswegen keinen Staub an und ist daher auch besonders geeignet für Allergiker. 

IGS-Garbsen
IGS-Garbsen mit maroder Bausubstanz – Foto: haz.de

Ein Fazit für die Planung einer neuen IGS Garbsen:

Holzbauweise kann ein Beitrag zum Klimaschutz sein. Holzbauweise ist gesundheitsfördernd und besonders für Schüler lernfördernd!

Es gibt keinen ersichtlichen sachlichen Grund, eine Holzbauweise für eine neue IGS Garbsen nicht in die Planungsdiskussion bei Stadtverwaltung und Stadtrat mit einzubeziehen!

Holzmodulbau: Der schnelle Weg zu guten Schulen

Bild Holzbau-Schule
Temporärer Standort des Adorno-Gymnasiums in Frankfurt an Main: Das Gebäude wurde in zeitsparender Holzmodulbauweise erstellt.

Ein Beispiel für eine Holzbau-Schule mit Unterrichtsstart im Jahr 2019 (Bericht und Foto: treffpunkt-kommune.de). Weitere nachfolgende Fotos von der Homepage der Schule:

Bild Adorno-Gymnasium
Bild Adorno-Gymnasium
Bild Adorno-Gymnasium
Bild Adorno Gymnasium

Warum ein Holzhaus?

Siehe auch meinen Beitrag: Das andere Baumhaus

Literatur:
1. Nestler, Ralf: Klimakiller Beton
2. Hafner, Prof. Dr. Ing. Anette: Treibhausgasbilanz von Holzgebäuden
3. Grote, Dr. mag.rer.nat. Vincent: Human Research Institut
für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung
; Gesundheitliche Auswirkungen einer Massivholzausstattung in der Hauptschule Haus im Ennstal; Holz-Zentralblatt 2011: SOS – Schule ohne Stress
4. VGQ Schweizerischer Verband für geprüfte Qualitätshäuser: YouTube-Video

Ein Gedanke zu „Mehr Klimaschutz durch Holzhäuser?

  1. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, vertreten durch Minister Olaf Lies, hat im Jahr 2019 angekündigt, das Anfang des Jahres 2020 die niedersächsische Bauordnung geändert werden soll, so dass auch Schulen als Holzbauten gefertigt werden können.

Schreibe einen Kommentar zu Harald Knust Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert