Klimaschutz-Weltgipfel in Kattowitz – Polen

Der Klimawandel ist ein Kooperationsproblem. Die Kosten nationaler Klimapolitik tragen die Einwohner des Landes, der Nutzen verteilt sich auf die ganze Welt. Den weltweiten CO2-Emissionen ist es kaum anzusehen, wenn ein einzelnes Land in die Reduktion von CO2-Emissionen investiert. Der Anreiz eines Landes, eine ambitionierte Klimapolitik zu betreiben, ist daher gering. Umgekehrt ist der Anreiz fürs Trittbrettfahren groß, wenn sich die anderen Länder anstrengen. Ohne internationale Kooperation geht es also nicht. Deswegen gibt es internationale Klimaverhandlungen.

Rund 200 Länder ringen gerade wie zu jedem Jahresende um den internationalen Klimaschutz. Im polnischen Kattowitz (Katowice) sollen sie sich auf ein Regelwerk für das Pariser Klimaschutzabkommen einigen. In Paris hatten die Länder vereinbart, die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad, möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Die Politik ist zufrieden

Die UN-Klimakonferenz in Polen hat nach zähen Verhandlungen ein umfassendes Regelwerk für die praktische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gebilligt. Sie sollen ab 2024 gelten und dafür sorgen, dass die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten miteinander vergleichbar sind. Vergleichbarkeit und Transparenz sind wichtig, da das Pariser Abkommen auf gegenseitigem Vertrauen beruht und keine Sanktionen vorsieht, wenn Länder nicht vorankommen. Vor allem der Gruppendruck soll alle auf Kurs halten.

COP-Plenum in Kattowitz
COP-Plenum in Kattowitz

Umweltverbände und Wissenschaftler sind enttäuscht

Umweltverbände zeigten sich in der Nacht zum Sonntag unzufrieden und mahnten zu mehr Klimaschutz und Solidarität mit armen Ländern. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zeigte sich enttäuscht: „Ein Jahr voller Klima-Katastrophen und einer eindringlichen Warnung von den besten Wissenschaftlern der Welt hätten zu viel mehr führen sollen“, sagte sie. „Anzuerkennen, dass mehr Ehrgeiz nötig ist, und Regeln für den Klimaschutz zu verabschieden, ist nicht mal annähernd genug, wenn ganzen Nationen die Auslöschung droht.“ Das Präsidiumsmitglied des Deutschen Naturschutzrings, Hermann Ott, warf einer kleinen Gruppe von Staaten, „notorisch die Vereinigten Staaten, Russland und Saudi-Arabien“, vor, die Verhandlungen in Polen aus Eigeninteresse gebremst zu haben, um ihre heimische Öl- und Gasindustrie zu schützen.

Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland sagte ebenfalls, der Kompromiss greife zu kurz. „Die Regierungen der Welt brauchen viel mehr Druck von ihren Bürgerinnen und Bürgern, endlich mit dem Klimaschutz Ernst zu machen.“

Ja, die Frage, die der bekannte deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber dieser Tage gestellt hat, ist berechtigt: Taugen diese Mammut-Klimakonferenzen mit Tausenden von Teilnehmern und der unvermeidlichen Nachtverhandlung am Ende überhaupt noch, um das globale Klimaproblem wirklich anzupacken? Vor allem, wenn das Ergebnis nur noch Fachleuten vermittelbar ist und die Klimagase seit Anfang der Neunzigerjahre – seit Beginn der Klimatreffen – unbeeindruckt gestiegen sind?

Der Widerspruch zwischen den dramatischen Warnungen der Wissenschaftler und dem, was die Politiker gegen den Klimawandel tun, kann einen um den Verstand bringen. In vielen Staaten mit Kohleproduktion, auch in Deutschland, haben die Erneuerbaren Energien mittlerweile einen hohen Anteil an der Stromproduktion erreicht. Aber noch ist die Kohle konkurrenzlos billig, so lange Klimagase nicht ausreichend besteuert werden. Und gegen solche Steuern, auch gegen einen politisch verordneten Stopp von Kohle und Öl, wehren sich die arabischen Staaten, die USA, Russland, die Osteuropäer und leider auch Deutschland.

Und dass, obwohl alle Experten wissen: Die Tage der Kohle sind gezählt, neue Investitionen lohnen sich kaum noch. Aber es zählt das kalte Tagesgeschäft. Und überall steigen die Emissionen des Autoverkehrs, der Flugzeuge, der Schiffe. Und deswegen geht zurzeit wenig voran im Klimaschutz.

Benötigte CO2-Reduktion bis 2030 für das Erreichen von einem Temperaturanstieg von max. 1,5°C bis 2100 nach Ländern
Link: Benötigte CO2-Reduktion bis 2030 für das Erreichen von einem Temperaturanstieg von max. 1,5°C bis 2100 nach Ländern

So rechnet die 15-jährige Greta mit der UN-Klimapolitik ab

Die Schwedin Greta Thunberg schwänzt jeden Freitag die Schule, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Beim UN-Klimagipfel in Kattowitz hat die 15-Jährige nun eine Rede gehalten. Darin rechnet sie schonungslos mit den Politikern ab.

Auch nach Kattowitz ist Aufgeben keine Option

Link: Der lange Weg zum Klimaschutz


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